Die Integration von allgemeinbildendem Unterricht, künstlerischer Tätigkeit und an der Arbeitswelt orientiertem Lernen in den Werkstätten (berufliche Bildung) in der Oberstufe der Freien Waldorfschule Kassel erfolgte Ende der 60er Jahre aus sozialen Motiven. Man wollte denjenigen Schülerinnen und Schülern, die einen praktischen Beruf anstrebten, die weitere Teilnahme an wesentlichen Elementen des allgemeinbildenden Unterrichts ermöglichen. Während immerhin 24 Wochenstunden in den Jahrgangsstufen 10 und 11 werden Schüler und Schülerinnen unterschiedlicher Begabung gemeinsam unterrichtet, bleiben also in das soziale Übungsfeld der Klassengemeinschaft integriert.
Die Erfahrungen, die in der jetzt mehr als 30 Jahre währenden Arbeit gemacht wurden, erweiterten die Motive des Konzepts. Es zeigte sich, dass die praktische Arbeit in der Lehrwerkstatt auch gerade diejenigen Schüler und Schülerinnen fördert, die von ihrer Begabung her mit Aussicht auf Erfolg ein Hochschulstudium anstreben. Praktische Arbeit schult nicht nur Gefühl und Wille - Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Geduld, Durchhaltevermögen, Zeiteinteilung und Geschicklichkeit werden geübt -, sie wirkt auch auf den Bereich intellektueller Fähigkeiten zurück. Denn praktische Arbeit verlangt fortwährend sachbezogenes Denken. Intellektuelle Fehlleistung wird hier für die Schülerinnen und Schüler sehr viel schneller einsichtig als in den traditionellen Lernfächern der Schule.