AG "Bilder des Krieges - Krieg der Bilder"
Oberstufentage 2011
(Frau Schumacher, Herr Stille)
In der Arbeitsgruppe "Bilder des Krieges – Krieg der Bilder" beschäftigten uns mit der medialen Darstellung des Krieges in Vergangenheit und Gegenwart. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Analyse des amerikanischen Kinofilms "Wir waren Helden" ("We were Soldiers"). In diesem Film aus dem Jahr 2002 geht es um die erste große Schlacht der Amerikaner im Vietnamkrieg im November 1965. Protagonist der Handlung ist Generalleutnant Harold G. Moore, der als
Anführer des 1. Bataillons des 7. Kavallerieregiments zum Einsatz ins la-Drang-Tal geschickt wird. Die drei Tage andauernde Schlacht wird im Film als heroisches Durchhaltekommando des Leutnants Moore und seiner ihm treu ergebenen Männer inszeniert, kostete aber tatsächlich einer Vielzahl von GIs das Leben. Die schlussendliche Rettung der überlebenden Männer durch die Luftstreitkräfte kann daher nicht wirklich als Sieg bezeichnet werden, auch wenn sie als moralischer Sieg inszeniert wird.
Die Darstellung verleiht den Ereignissen eine sehr pathetische Note und entbehrt jeglicher Kritik am Vietnamkrieg, was auch das Fazit unserer Gespräche war. Insbesondere auf die suggestive Wirkung der Bilder gingen wir dabei ein. Auf eine sehr patriotische Art vermittelt der Film den Vietnamkrieg nicht wie er war, sondern erzeugt ein heroisierendes Bild, das den ideologischen Intentionen der Bush-Ära entspringt: Zwar gibt es durchaus kritisch wirkende Szenen, jedoch sind die ihnen folgenden Begründungen des Krieges stets äußerst fragwürdig. So versucht der als vorbildlicher Familienvater dargestellte Moore, seiner Tochter den Krieg zu erklären. "Daddy, was ist ein Krieg?" – "Ein Krieg ist etwas, das nicht vorkommen sollte – wenn Menschen in einem anderen Land probieren, andere Menschen zu töten. Und dann ist es die Aufgabe von deinem Daddy, diese Menschen davon abzuhalten." – Ohne die imperialistischen Absichten der USA wäre es gar nicht zur Eskalation des Krieges in Vietnam gekommen. Es ist also widersinnig, diesen Krieg als Verteidigungskrieg darzustellen, wie durch Moores Äußerung und die Darstellungsweise des Films suggeriert wird. Diese und weitere Fragen erarbeiteten wir in der Diskussion. Auch fiel uns eine rassistische Komponente des Filmes auf, da der Film durch seine Machart ein zum Teil primitives, kollektivistisches und negatives Bild der vietnamesischen Feinde vermittelt und mit der Darstellung der heldenhaften amerikanischen Kämpfer in die Reihe der kriegsglorifizierenden Filme nach 9/11 einzuordnen ist.
Im weiteren Verlauf des Kurses wendeten wir der filmischen Kriegspropaganda Hitlers und Stalins zu und analysierten und verglichen deren Prinzipien. Schließlich befassten wir uns mit bildlichen Kriegsdarstellungen des 19. Jahrhunderts, die in kitischiger Weise die Tradition des christlichen Mittellalters aufgriffen. Am Schluss besprachen wir noch die veränderte Wahrnehmung des Krieges durch die Art der heutigen Kriegsführung mit unbemannten Drohnen.
Bei allen Beteiligten war am Ende der Oberstufentage eine eindeutig positive Resonanz zu verspüren!