Die Zuschauer werden zu Richtern
Klassenspiel der Klasse 12b – »Terror« von Ferdinand von Schirach
Eine Gerichtsverhandlung: Major Lars Koch ist des 164-fachen Mordes angeklagt. Was war geschehen? Terroristen hatten eine Passagiermaschine gekapert und sind damit in Richtung einer Sportarena geflogen, die mit rund 70.000 Zuschauern voll besetzt war. Es drohte ein Szenario wie am 11. September 2011.
Lars Koch sah keinen anderen Ausweg und schoss die Passagiermaschine ab. Für diese Tat steht er vor Gericht. Ist er ein Held, der 70.000 Menschen gerettet hat? Oder hat er sich schuldig gemacht, als er sich für den Tod der 164 Flugzeuginsassen und damit für das Leben der Stadionzuschauer entschied?
Am Ende des Theaterstücks sind die Zuschauerinnen und Zuschauer gefragt und müssen abstimmen: Freispruch oder Verurteilung.
Die Richterin gibt ihnen dafür gleich am Anfang einen Rat mit auf den Weg: „Urteilen Sie also ruhig gelassen. Und vor allem: Denken Sie daran, dass vor Ihnen ein Mensch sitzt; er hat die gleichen Träume wie Sie, die gleichen Bedürfnisse, er strebt, wie Sie, nach Glück. Bleiben Sie deshalb bei ihrem Urteil selbst Menschen.“
Die Klasse 12b hat das Stück interessant und lebendig inszeniert. Neben den von Ferdinand von Schirach vorgesehenen Personen kamen auch der zweite Kampfpilot und die Eltern des Terroristen zu Wort.
Das Thema ließ in der Pause, vor der Stimmabgabe und sicher auch noch Tage nach dem Theaterabend viele Diskussionen aufkommen: Was ist Recht, was Unrecht? In was für einer Gesellschaft möchten wir leben? Wie hätte man selbst an Stelle des Kampfpiloten gehandelt und hat das Einfluss darauf, wie man die Tat nun als Richtende bewertet? Geht es wirklich nur um Prinzipien – oder um unsere Freiheit? Und was ist wichtiger: ein freies oder ein sicheres Leben – müssen wir uns mit unserem Urteil für eines der beiden entscheiden?
Das Abstimmungsergebnis:
Freitag: Die Zahlen folgen
Samstag: Die Zahlen folgen